Videoprofis im ÖGZ am Werk

Foto: Blick durch die Videokamera auf die Außenempore bei einer Übertragung eines Gottesdienstes im Hof der Begegnung

Anfangs kam noch private Kameraausrüstung zum Einsatz. Aber es wurde kein Aufwand gescheut: Ein "Außendreh" stellt hohe Ansprüche an Vorbereitung, Dreh und Übertragung (Foto: Asswin Zabel)

Foto: YouTube-Screenshot

Ein Blick ins YouTube-Konto zeigt die erfolgreichsten Streams des Jahres 2021

Foto: Vier Jugendliche der Gemeinde, die Kameras, Tontechnik und Mischpult bedienen

Oft sind mehrere Personen im Einsatz und bedienen Kameras, Tontechnik und Abmischung (Foto: Asswin Zabel)

Fast zwei Jahre ist es her: Im Sommer 2020 hat das Video- und Streaming-Team des Ökumenischen Gemeindezentrums (ÖGZ) in Kranichstein den ersten Gottesdienst vom Hof der Begegnung nach Hause zu den Gemeindemitgliedern der Philippus und St.-Jakobus Gemeinde auf die heimischen Bildschirme gebracht. Ziel war es, all diejenigen mit der frohen Botschaft aus den Gottesdiensten zu erreichen, die wegen der Corona-Pandemie aus Sicherheitsgründen zu Hause blieben. Was anfangs noch eher einem Technikexperiment glich, da ist heute ein mit hochwertiger Technik ausgestattetes Video-Team zu Werke.
Anfangs war das Team um Initiator Hans-Wolfgang Aicher noch klein. Um genau zu sein bestand es nur aus zwei Person, nämlich aus Aicher selbst und seinem Sohn Philipp. Doch mit der Zeit ist aus dem Duo ein formidables Team mit neun Personen entstanden, das sich aus dem Engagement von drei Erwachsenen und sechs Jugendlichen aus beiden Kirchengemeinden speist.  

Wenn Hans-Wolfgang Aicher auf die Anfangszeit blickt, fällt ihm zunächst ein, wie sie zwar mit viel Enthusiasmus begonnen hatten, aber doch noch viel üben mussten. Profitieren konnte Aicher dabei von seiner Teilnahme an dem mehrteiligen Weiterbildungsangebot „Digitale Gottesdienste gestalten“ des Medienhauses der Evangelischen Kirche in Frankfurt. Von der Technik, über den Bildaufbau und bis zu den rechtliche Voraussetzungen konnte er hier viel lernen.

Ihre ersten Schritte gingen sie zunächst noch mit privater Technik und über das Videokonferenzprogramm BigBlueButton der Stadt Darmstadt. „Da ruckelte es schon das eine oder andere Mal und nicht jede Übertragung war stabil“, erinnert sich Aicher. Doch nach einem Investment der beiden Kirchengemeinden in Höhe von rund 8.000 Euro ist heute das Video- und Streaming-Team technisch professionell ausgerüstet, so dass diese Kinderkrankheiten heute der Vergangenheit angehören. „Besonders wertvoll waren die zahlreichen Spenden der Gemeindemitglieder“, zeigt sich Hans-Wolfgang Aicher dankbar, die von Zuwendungen anderer Organisationen, wie von der Stadt Darmstadt, ergänzt wurden.

Die Bild- und Tonqualität der Übertragungen konnte das Videoteam mit dem Wechsel auf die Video-Plattform YouTube Anfang 2021 noch mal weiter verbessern. Diese digitale Weiterentwicklung wurde wesentlich von Aaron Schrenk getrieben; hier befruchtete die digitale Jugend die Erfahrung in analoger Technik von Aicher. Auf dem dort neu eingerichtete Videokanal des Ökumenischen Gemeindezentrums hat das Videoteam im vergangenen Jahr insgesamt 14-mal Gottesdienste und Veranstaltungen der beiden Kirchengemeinden gestreamt. Eines der Highlights war dabei sicher die Gesprächsveranstaltung mit Bischof Peter Kohlgraf und Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung. Gemeinsam hatten beide das Ökumenische Gemeindezentrum am 7. September anlässlich des 40. Jubiläums besucht und die Arbeit im ÖGZ gewürdigt.

Aktuell verzeichnet der Kanal 18 Abonnenten. „Damit sind wir dort sicher nur ein Zwerg. Aber für unsere Verhältnisse ist das doch schon ein kleiner Erfolg“, erklärt Aicher. Denn die übertragenen Gottesdienste wurden weit häufiger aufgerufen und erreichten so doch eine Vielzahl an Menschen, die coronabedingt die beiden Kirchen nicht besuchen konnten.

2021 wurden folgende Veranstaltungen am häufigsten aufgerufen:

  • Karfreitagsliturgie in St. Jakobus vom 2. April (179 Zuschauende)
  • Ökumenische Teamgespräch der Kirchenleitungen in Philippus vom 7. September (141)
  • Festgottesdienst zur Erstkommunion in St. Jakobus vom 13. November (136)
  • Auferstehungsgottesdienst in St. Jakobus vom 4. April (94)
  • Festgottesdienst zur Konfirmation im Hof der Begegnung vom 2. Juni (94)
  • Festgottesdienst zur Erstkommunion in St. Jakobus vom 3. Juli (92)
  • Weihnachtliche Lichtfeier im ÖGZ mit Lichterzug um den Brentanosee und anschließendem ökumenischen Gottesdienst im Hof der Begegnung vom 24. Dezember (76).

Alle aufgezeichneten und übertragenen Videostreams sind nicht-öffentlich. Darauf weist Hans-Wolfgang Aicher noch mal ausdrücklich hin, dem der Datenschutz wichtig ist: „Nur wer den Link kennt, kann zuschauen. Die Verknüpfungen geben wir nur auf dem ÖGZ-Internetauftritt und in Rundbriefen bekannt, die Hinweise werden nach vier Wochen entfernt.“ Sensible Gottesdienste wie Erstkommunion oder Firmung werden auch nur nach vorheriger Freigabe durch die Eltern aufgezeichnet. Meist wird der Link dazu gar nicht veröffentlicht und nur die Familien kennen ihn. Als besonderen Service stellt das Videoteam diese Gottesdienste als Filmdokument den Familien im Nachhinein auf Wunsch zur Verfügung. So muss auch während des Gottesdienstes privat weniger fotografiert oder gefilmt werden.

Doch bis es soweit ist, dass ein Gottesdienst auf Youtube live verfolgt oder für eine kurze Zeit noch nachträglich abgerufen werden kann, ist einiges zu tun. Für einen Stream sind regelmäßig drei bis vier Personen im Einsatz. Mit Auf- und Abbau fallen 2,5 bis vier Stunden Arbeit an.  „Selbst an den hohen Feiertagen finden sich ausreichend Engagierte“, zeigt sich Videoteam-Leiter Aicher den Teamern, den Jugendlichen, aber auch den Eltern sehr dankbar, die das mitunterstützen.

Auch wenn viele Gemeindemitglieder die Hoffnung haben, dass sich das Infektionsgeschehen vielleicht ab dem Frühjahr endlich entspannt und sie wieder aktiv an den Gottesdiensten in den Kirchen vor Ort teilnehmen können: Auch in 2022 will das Video- und Streaming-Team des ÖGZ wieder bereitstehen, Veranstaltungen per Videoübertragen nach Hause zu bringen. Denn viele ältere Menschen oder solche mit einer körperlichen Einschränkung sind dankbar dafür, die Kirchenveranstaltungen im Internet mitverfolgen zu können. Und auch diejenigen, die zur Veranstaltungszeit verhindert sind, nutzen gerne die Möglichkeit, zu einem späteren und frei wählbaren Zeitpunkt das Verpasste nochmal ansehen zu können. Gerade Kommunion und Konfirmation wurden häufig nach der eigentlichen Feier nochmal angeklickt.