Kranichstein (dv). Ein Zeichen wollte Kranichstein setzen: Für Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Es wurde ein Fest! Typisch Kranichstein: Ein deutliches Zeichen, zugleich locker, bunt, vielfältig. Live-Musik, spontan tanzten Mütter mit ihren Kindern, kurze Redebeiträge. Pfarrer Stefan Schäfer benannte, worum es geht: Für Menschenwürde, Menschenrechte und Demokratie einzutreten, dem Erstarken rechtsextremer und rechtspopulistischer Positionen in unserer Gesellschaft entgegenzutreten. Das Ökumenische Gemeindezentrum (ÖGZ) hatte sich an die Spitze der Bewegung gesetzt, über 20 Gruppen, Vereine und Institutionen beteiligten sich.
Heribert Varelmann, Vorsitzender des Fördervereins Kranichstein, freute sich, dass so viele gekommen waren. Der Innenhof des Einkaufzentrums am See war dicht bevölkert, vor der Bühne am Durchgang zum Vorplatz tummelten sich zahlreiche Menschen und auch der Platz davor war gut belegt. Es gelte, ein Stück Sicherheit, Halt und Orientierung zu geben, sagte Varelmann. Für Demokratie einzutreten mit einer unabhängigen Justiz, mit freien Wahlen, dem Schutz vor Rassismus und Diskriminierung und dem Recht auf Asyl. Der Vorsitzende der Darmstädter Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), Pastor Michael Mainka, betonte: „Wir sagen um Gottes Willen ‚Nein!‘ zu allem, was die Würde des Menschen in Frage stellt.“ Eine Gesellschaft, die für alle offen ist und in der sich jeder mit seiner Person und seinen Anliegen einbringen kann, brauche ein breites Bündnis.
Am „PolitikWagen!“ auf dem Vorplatz des EKZ informiert sich Tesfit Hagos von der Eritreischen Gemeinde. Vivien Hermann erklärt ihm, dass die Grundidee des Projekts „eine Gesellschaft, die zusammenhält“ sei. Es gehe darum Brücken zu bauen, etwa Demokratie anschaulich zu machen. Tesfit Hagos, der seit vielen Jahren in Kranichstein mit seinen Leuten mit anpackt, wo Hilfe gebraucht wird, überlegt: ‚Das Projekt könnte Eritreern helfen, sich hier in Darmstadt besser zurecht zu finden.‘ Ein hilfreicher Kontakt ist geknüpft.
An der Bühne plädiert Bürgermeisterin Barbara Akdeniz für Weltoffenheit, das Recht auf Asyl und jeder Form von Extremismus und Radikalisierung entschieden entgegenzutreten. Menschenfeindlichkeit sei nicht plötzlich gekommen. Vielmehr werde Rechtsextremismus immer dreister. Dem gelte es zu wehren. In Darmstadt lebten Menschen aus 150 Nationen. Akdeniz freute sich über das Kranichsteiner Zeichen für Toleranz und Vielfalt. Neben der Bürgermeisterin nahmen an der Veranstaltung Yücel Akdeniz, der Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung, sowie Santi Umberti, SPD-Stadtverordneter und Vorsitzender des Kranichsteiner Gewerbevereins, teil.
Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut. Gespräche, viele schlecken Eis, Kinder wie Erwachsene. Martin Huth, Initiator des Umsonst-Landens, hat Pommes gekauft, stellt dann noch Himbeeren auf den Tisch. Auch die Leute vom Nebenstand dürfen sich bedienen. Auf der einen Seite die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, auf der anderen Seite die Ahmadiyya Muslim Gemeinde. Der Imam der Ahmadiyya Gemeinde, Ihyaudin Ahmed, wünscht sich miteinander ins Gespräch zu kommen. Einige Kinder, die ihn bei seinem Grußwort begleiten, singen davon, „Die Welt zu einem besseren Ort zu machen“.
Pfarrer Simon Wiegand von der Philippusgemeinde im ÖGZ trägt sein Bekenntnis auf der Brust „Kein Mensch ist illegal“ und setzt den Schlusspunkt des Kranichsteiner Demokratie-Toleranz-Vielfalt-Festes. Und Hans-Wolfgang Aicher von der katholischen Gemeinde St. Jakobus im ÖGZ atmet auf: „Es hat alles gut geklappt…“ Aicher war der Mann fürs Praktische, der hinter den Kulissen logistisch dafür gesorgt hat, dass das Kranichsteiner Zeichen zu einem Fest werden konnte.