Gemäß der ökumenischen Idee des Zentrums sind sie für alle Menschen offen und erfreuen sich reger Beteiligung. So einigte man sich im Jahre 2018 unter bewährter Leitung von Michael Korn auf ein weit gestecktes Ziel: „Auf den Spuren des Hl. Martin von Mainz nach Tours".
Anlass für diese Entscheidung war die Bedeutung des Heiligen als Patron des Bistums Mainz und Teilen als Motto des Pastoralen Weges.Zunächst führte die Pilgertour in 6 Etappen von Mainz über Ingelheim,B ingen, durch das rheinhessische Hügelland nach Worms, zwischenzeitlich wurde das Pilgern leider durch Corona unterbrochen. Umso begeisterter wurde die Idee 2024 wieder aufgenommen und kam nun als 7tägige Buswallfahrt zur Durchführung. Sie führte zunächst nach Trier, dann nach Metz und Troyes, schließlich für 4 Tage nach Tours.
So versammelten sich am Morgen des 5. April um 8 Uhr 30 Pilger aller Altersstufen und Konfessionen in der Philippuskapelle zum Pilgersegen, den Pfarrer Kai Hüsemann erteilte, der schon seit vielen Jahren geistlicher Begleiter der Pilger ist. Weitere Begleitpersonen waren unter dem Reiseunternehmen „Hirschreisen“ Karlsruhe der erfahrene Busfahrer Herr Pflugbeil und Frau Zumbrink als belesene Kunsthistorikerin von der Dombauhütte Freiburg.
Der erste Tag führte uns bei herrlichem Frühlingswetter, das uns während der ganzen Tour begleiten sollte, in die Römerstadt Trier. Ein Stadtrundgang durch den erst römischen, darauf mittelalterlichen Stadtkern, vorbei an der Porta Nigra, ließ uns die hohe Bedeutung der Stadt in römischer Zeit erahnen. Neben Dom, Liebfrauenkirche Martinsbasilika und Matthiaskirche mit dem einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen, beeindruckte uns ganz besonders das Hochamt am Sonntag im Trierer Dom, das Pfarrer Kai Hüsemann als Konzelebrant mitfeiern konnte. Unser Mitpilger Martin Gehrling, viele Jahre Organist in St.Jakobus, durfte sogar zur riesigen Klais Orgel emporsteigen und uns eine kleine Kostprobe vorspielen. Nach dem Gottesdienst ergab sich noch ein Gespräch mit Domprobst und zugleich Weihbischof Jörg Michael Peters.
Unser nächstes Ziel war die lothringische Hauptstadt Metz. Hier erwartete uns die mächtige, 42 m hohe
gotische Kathedrale Saint Etienne, die Laterne Gottes, wie sie wegen ihrer 6500 qm Fensterflächen genannt wird, die jüngsten davon von Chagall. Das moderne Metz zeigte sich uns dann im Centre Pompidou, etwas kleiner als in Paris, aber mit einer außergewöhnlichen Lichtimpression mit Spiegelreflexen im obersten Stockwerk des architektonisch gewagten Gebäudes.
Am nächsten Morgen ging es weiter in die Partnerstadt Troyes, wo wir im Amtssitz des Bürgermeisters erwartet wurden. Mit einem herzlichen Empfang mit Cidre, Gebäck und netten Kleinigkeiten tauschten wir in lückenhaftem Französisch und Englisch unsere Grüße und unseren Dank aus und luden zu Gegenbesuchen in Darmstadt ein. Danach erkundeten wir die herrliche Altstadt von Troyes, pittoreske Fachwerkhäuser, malerische Plätze und nicht zuletzt die hochgotische St. Urbanskirche mit ihrem kunstvollen Lettner hinterließen bleibende Eindrücke von unserer Partnerstadt.
Die Fahrt nach Tours, unserem Reiseziel, führte durch das Tal der Loire mit ihrem unbegradigtem Flussverlauf, die frühlingshafte Natur mit den blühenden Bäumen, die gelben Rapsfelder und Wiesen, nicht zuletzt der Blick auf die berühmten Schlösser in der Ferne. Kaum angekommen, ging es wieder zurStadtbesichtigung, auch hier historische, enge Häuserschluchten, weite Plätze mit einladenden Restaurants und Geschäften. Wir besichtigten noch die Kathedrale von Saint Gatien mit ihren vielseitigen Glasfenstern und dem schönen Kreuzgang.
Der 2. Tag in Tours stand ganz im Zeichen Sankt Martins, dem Zielpunkt unserer Pilgerfahrt. Als erstes fuhren wir zum Kloster Marmoutiers nahe Tours, heute ein bekanntes Privatgymnasium, im Jahre 350 der Aufenthaltsort des zum Christentum bekehrten römischen Offiziers Martin. Hier lebte er in einer Einsiedelei, versammelte etwa 80 Gleichgesinnte um sich und wurde von hier aus zum Bischof von Tours gewählt. Am gleichen Ort entstand dann später das größte Kloster Europas, von deml eider nur noch Grundmauern und Türme erhalten sind. Es ließ sicher ahnen, welche gewaltigen Ausmaße die Anlage ursprünglich hatte. Eine kleine, malerische Pilgeretappe entlang der Loire brachte uns nach Tours zurück, wo wir am Nachmittag mit der Basilika Saint Martin das Ziel unserer Pilgerreise erreichten. Der gewaltige, neoromanische Bau wurde über zerstörten, frühchristlichen und mittelalterlichen Kirchen im 19. Jahrhundert errichtet und birgt in seiner Krypta die Grabstätte des Heiligen Martin.
Höhepunkt unserer Reise war nun die feierliche Heilige Messe, die Pfarrer Kai Hüsemann unter Orgelbegleitung von Martin Gehrling mit uns feierte. Ein persönliches Gebet am Grab des Heiligen ließ uns teilhaben an der Verehrung des Heiligen, die vom frühen Christentum an bis heute ihre
Gültigkeit behalten hat.
Der vorletzte Tag unserer Reise war Orten gewidmet, die mit dem Leben Sankt Martins verbunden waren. So fuhren wir zunächst nach Poitiers südlich von Tours mit seiner mittelalterlichen Altstadt, die auf römischen Grundrissen basiert. Die frühromanischen und gotischen Kirchen der Stadt gehen auf den Kirchenlehrer St. Hilarius (367) zurück und beweisen die frühchristliche Blütezeit in dieser Gegend. Hier in Poitiers taufte im Jahre 351 Martinus, wahrscheinlich in dem noch gut erhaltenen Baptisterium, dem ältesten christlichen Bauwerk Frankreichs.
Auch die anschließende Besichtigung des Klosters Saint Martin de Liguge zeigt die enge Verbindung zu Martinus. Gründer dieses ältesten noch bestehenden Klosters Europas war eine Eremitengemeinschaft des heiligen Martin. Einer der 16 noch dort lebenden Benediktinermönche führte uns durch die Anlage, deren frühromanisches Grundkonzept noch an vielen Stellen ersichtlich war. Eine Heilige Messe im Kapitelsaal der jetzigen Mönche gab einen stimmungsvollen Abschluss des Tags.
Der letzte Tag unseres Aufenthalts in Tours war als Erholungspause gedacht nach all den Anstrengungen in den Vortagen. Zunächst führte der Ausflug nach Candes–Saint Martin, dem Sterbeort des Heiligen Martin. Eine große Wallfahrtskirche erhebt sich heute an dieser Stelle. Nach der Besichtigung führt uns ein kleiner Fußmarsch an das Flussufer der Vienne, wo ein Boot zu einer Flussrundfahrt auf uns wartete. Hier kredenzte man uns dann Loire-Weineu nd wir konnten die herrliche Landschaft und die malerischen Städtchen am Ufer so richtig genießen. Aber die Pflicht rief bald wieder auf zur Besichtigung des einstmals größten Klosters von Europa Fontevraud südlich der Loire gelegen.
Hier befinden sich Königsgräber englisch-französischer Herrscher, unter anderem ist der Sarkophag von Heinrich Löwenherz zu sehen. Neben dem malerischen Kreuzgang und dem pittoresken Küchenturm weist die Abtei auch eine unrühmliche Geschichte auf. Im 19. Jahrhundert wurde das verlassene Kloster in eines der grausamsten Gefängnisse Frankreichs umgewandelt, das bis 1960 bestand hatte. Eine Ausstellung gibt Einblicke in den schrecklichen Tagesablauf der Gefangenen.
Als wir zum Bus zurückkamen, erfreute uns der Busfahrer mit Sekt und Salzgebäck, das kam gerade gut an nach den letzten ernüchternden Eindrücken. Erschöpft kamen wir im Hotel an und freuten uns auf unser letztes gemeinsames Abendessen. Dann ging es ans Kofferpacken zur langen Heimreise am frühen Morgen.
Nach einer besinnlichen Morgen- und Dankandacht, wie übrigens an jedem Morgen, überließen wir uns den Eindrücken dieser schönen Reise mit dem Resümee: Es war eine eindrucksvolle, geschichtsträchtige Reise, die uns die gemeinsame Geschichte mit unserem Nachbarland verdeutlichte.
Es war außerdem eine bewegende Pilgerfahrt mit meditativen Gottesdiensten. Wir waren eine tolle Gruppe, und unser Begleit-Team war einfach spitze. Dies wurde in vielfacher Form während der Busfahrt gewürdigt, so kamen wir froh und glücklich etwas früher als geplant in Sankt Jakobus an.